Erinnerung und Begegnung e.V.
im
Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen / Schlesische Lausitz

Wir begrüßen Sie auf unserer Internetseite www.vertriebene-in-sachsen.de

Einladung

zum 11. Treffen der Chöre der Vertriebenen und Spätaussiedler
mit Chören aus Polen


am 25. Juni in Reichenbach/Schlesische Oberlausitz in und um die Sankt-Johannes-Kirche

Der Eintritt ist frei.

Vorläufiges Programm

10: 00 Uhr Festgottesdienst in der Sankt-Johannes-Kirche
11: 15 Uhr Begrüßung der Gäste, Grußworte der Ehrengäste
11: 30 Uhr Hymnen der Landsmannschaften
12: 30 Uhr Darbietung von Volkstänzen
12: 45 Uhr Mittagspause an Imbissständen, Kuchenbuffet
13: 50 Uhr Konzert der Chöre und Wortbeiträge in der Sankt-Johannes-Kirche
16: 30 Uhr Ausklang

Die Veranstaltung wird gefördert aus Mitteln des von den Abgeordneten des sächsischen Landtages beschlossenen Staatshaushalts.

Editorial Sommer 2023

Politisch Interessierte Leser dieser Seite werden wahrscheinlich vermissen, dass wir uns mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine nur am Rande auseinandersetzen. Das liegt aber nicht an fehlendem Interesse.

Das Gegenteil ist der Fall. In Gesprächen hört man immer wieder, dass viele unserer Mitglieder und Freunde, insbesondere die Spätaussiedler, Aussiedler und Vertriebenen, sich intensiv um Flüchtlinge aus der Ukraine kümmern. Den „Kümmerern“ fehlt die Zeit für politische Diskussionen.

Einstweilen sei nur an ein Resümee erinnert, dass der letzte große Universalhistoriker, der Brite Arnold J. Toynbee, in seinem 12-bändigen Opus magnum „A Study of History“ (Der Gang der Weltgeschichte) zieht.

Er kommt zu dem Ergebnis „dass der Krieg immer die unmittelbare Ursache des Niederganges einer Kultur war“ und „eine vergleichende Übersicht über die Niedergangsstadien der Kulturen zeigt, dass der Krieg der Schlüssel zum Verständnis aller Verfallserscheinungen ist.“ (Zitiert nach: Prof. Emil Schlee, Wissen um Deutschland, S. 64).

Wir Deutschen erinnern uns in diesem Jahr an wichtige Ereignisse in den Jahren 1713, 1813, 1923,1933 und 1953. Diese Ereignisse standen im Zusammenhang mit Kriegen oder waren das Ergebnis von Kriegen. Sie scheinen die These von Toynbee zu bestätigen.

In diesem Jahr erinnern wir uns aber auch an ein Ereignis, das nicht das Ergebnis eines Krieges, sondern von Wissenschaft und Forschung war. 1923 erschien das wohl bedeutendste Buch zur Entwicklung der Raumfahrt, „Die Rakete zu den Planetenträumen“ des 1894 in Hermannstadt / Siebenbürgen / Ungarn geborenen Weltraumpioniers Hermann Oberth. Es legte die Grundlage für die Forschungen und Entwicklungen des 1912 in Wirsitz / Provinz Posen / Deutsches Reich geborenen zweiten überragenden Weltraumpioniers, Wernher von Braun. Beide Forscher gehörten in ihrer Heimat zur deutschen Minderheit.

Nach dem Ende des I. Weltkriegs wurden ihre Heimatregionen Teil anderer Länder. Siebenbürgen kam zu Rumänien und der größte Teil der Provinz Posen zu Polen. Ihre Lebensläufe zeigen, dass wir Menschen „in Geschichten verstrickt“ (Wilhelm Schapp) sind. Daher ist es wichtig, dass wir uns auf dieser Internetseite immer wieder mit historischen Themen befassen.

Wie bereits bei früheren Aktualisierungen können Sie den gesamten Text eines Artikels oder Aufsatzes abrufen, wenn sie in der letzten Zeile der Einleitung auf das Wort „hier“ klicken.

Friedrich Zempel

»Ostpreußische Erinnerungsstücke«

Die Stiftung „Erinnerung, Begegnung, Integration“ lädt Sie herzlich ein, die Ausstellung »Ostpreußische Erinnerungsstücke« in den Räumen der Bildungs- und Begegnungsstätte Transferraum Heimat zu besichtigen.

Gezeigt werden ostpreußische Exponate, die durch Erwerb oder Schenkung in den Bestand der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration übergegangen sind oder ihr als Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden. Die Präsentation umfasst historische Dokumente (u.a. Urkunden mit den Unterschriften zweier preußischer Könige), belletristische Literatur, Fachbücher und Bildwerke, aber auch Gegenstände des täglichen Lebens.

Die Exponate wurden über viele Jahre von verschiedenen Interessenten zusammengetragen. Sie sind der „Nachlass“ einer untergegangenen deutschen Provinz, gleichsam „Strandgut“, das den „deutschen Schiffbruch“ im Zweiten Weltkrieg überdauert hat.
Der unschätzbare Wert der Stücke erwächst aus der Geschichte, die einer Tasse, einem Krug, einer Fotografie, einem Ausweisdokument, einem Koffer oder einem auf der Flucht aus Ostpreußen getragenen Mantel anhaftet ...

Ort: Transferraum Heimat, Werminghoffstraße 11, 02977 Hoyerswerda/OT Knappenrode

Besucher werden gebeten, einen Besuchstermin vorab unter der Tel: 03571/605187 zu vereinbaren.

Red.

Der 17. Juni 1953 in Görlitz

Unser Leser, Herr Wolfgang Liebehenschel, hat seine Erlebnisse vom 17. Juni 1953 in Görlitz in einem Brief an die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammengefasst, den wir hier veröffentlichen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

da ich als Schüler (17 Jahre) der Oberschule I in Görlitz, die seit etwa 1956 Joliot-Curie-Oberschule am Karl-Marx-Platz hieß, jetzt J.-C.-Gymnasium am Wilhelmsplatz, als Beobachter und Teilnehmer an der nachmittäglichen Besetzung der Schule durch uns Schüler mitwirkte, möchte ich Ihnen eine unbekannte Einzelheit der demokratischen Schülervertretungs-Wahl in der Schulaula schildern.

Die Erstürmung der Oberschule gegen 14:30 Uhr begann mit einer Versammlung von ca. 2 Dutzend Schülern vor der Schule, die den damaligen Pedell drängten – ohne Gewalt! – Die Schule aufzuschließen, was dieser auch befolgte. Also stürmten „wir“ ca. 15-16 Jungen hinein, rissen das am Eingang prangende Walter-Ulbricht-Bild vor dem Treppenaufgang herunter, dass es zersplitterte und rannten die Treppe hinauf in die verschiedenen Klassen. Der vor mir rennende Abiturient Kirchner lief im 1. Stock in den Hauptgang in Richtung Lehrerzimmer, wo ihm der stellvertretende Schulleiter Jerowski entgegenkam. Diesem ideologisierten Mann klebte Kirchner vor meinen Augen rechts und links eine Ohrfeige, worauf dieser ins Rektorzimmer rannte und sich einschloss. Ich und 2 meiner Klassenkameraden (Stein und ?) rannten in unsere Klassenzimmer und rissen die Papiertransparente mit den Parteiparolen, wie „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen.“, „Es lebe der Sozialismus“ usw. von den Wänden und warfen diese durch die Fenster in den Hof. Dabei sah ich von weiter oben, aus den höheren Etagen, Stoff- und Papiertransparente in Mengen in den Schulhof herunterflattern. Unten türmte sich ein Haufen dieser Spruchbänder auf. Alsdann – gut 10 Minuten später – versammelten sich die auf ca. 50-60 Schüler angewachsene Anzahl, die ständig noch Zulauf erhielt, in der Aula. Hier sprangen einige von ihnen auf ein Podium am Turnhallenbereich und forderten lautstark die Beseitigung des Gegenwartskunde-, des Russisch-, des gesamten idealisierten Geschichtsunterrichts, Weiterführung der westlichen Sprachen, die Absetzung des Rektors Ohlig und verschiedener systemtreuer Lehrer, wie Groß (Deutsch, Panitz (Malen) u. a. m.,
die Einsetzung des Bio-, Chemie-, Physik- und Turnlehrers Günter Nammert als Rektor. Aus den Schülern wählten wir ca. 6-7 Jungen aus, die als Schülerparlamentarier ins Rathaus zur Wahl einer freien Volksvertretung geschickt werden sollten. Zuvor wurden von den in der Aula hängenden riesige Porträts des Lenin, des Stalin, des Grotewohl und des Pieck die beiden letzteren heruntergerissen und zertreten, während einige schrien: „Nicht die Russen, nicht die Russen, nicht die Besatzungsmacht! Die nehmen uns das sonst übel!“ – Diese blieben deshalb hängen.

Die gewählten Schüler sah ich dann von der Schule gegen für 15:10 Uhr ins Rathaus losziehen.

Rudi Kral (16 Jahre) kam erst 4 Tage später frei und in die Schule zurück. Werner Mombrei (19 Jahre) und Günter Nowottny (17 Jahre) wurden an anderer Stelle festgenommen und mussten eine Nacht im Keller des Polizeipräsidiums Gobbinstraße mit anderen Werktätigen eng zusammengedrängt bis zum Morgen des 18. Juni 1953 hocken. Sie kam erst am späten Vormittag zum Unterricht.

Ich rannte nach 15:15 Uhr zum Obermarkt, wo eine riesige Menschenmenge – man spricht von über 30.000 – laut und heftig demonstrierte und wo gegen ca. 16:15 Uhr von der Fleischerstraße her sowjetische gepanzerte Fahrzeuge und Sowjetsoldaten mit aufgesetzten Stahlhelmen und MP zwischen den Knien auf offenen Armeelastwagen langsam heranfuhren, um mit dieser Drohung Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich beobachtete das von der Straßenecke Leninplatz, heute wieder Obermarkt, Klosterplatz aus und sah auch den Lauf des einen Kanonenrohrs vor dem Eingang zur Verrätergasse einmal im Drehen direkt auf mich gerichtet. – Ich sah auch, dass einige Sowjets Soldaten ihre Helme abnahmen und der Masse zuwinkten.

Die Schülervertretung ist tatsächlich auch in den Haupteingang des Rathauses am Untermarkt hineingegangen.

Wolfgang Liebehenschel

Karolina Kuszyk: In den Häusern der Anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen. Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann. Ch. Links Verlag Berlin 2022, 395 S.

Gelesen von Wolfgang Nicht

Die Lektüre erinnerte mich an meine ersten Reisen 1964/65 nach Polen. In Posen wunderte ich mich, dass in dem Haus meines Freundes an den Wohnungstüren noch die Messingschilder mit der Aufschrift BRIEFE zu sehen waren. Die deutschen Aufschriften störten die Polen offensichtlich nicht. Und als ich mit meinen Eltern das Heimathaus meines Vaters in der Nähe von Zawidów (Seidenberg) besuchte, erinnerte sich meine Mutter in ihrem Tagebuch genau daran, welche Möbel und Einrichtungsteile in welcher Weise damals von ihrer Schwägerin genutzt worden waren.

Durch den nahezu völlige Bevölkerungsaustausch in Schlesien, Pommern, Ostpreußen und dem Posener Gebiet wurden Menschen aus dem ehemaligen Ostpolen, jetzt sowjetisch annektiert, in die west- und nordpolnischen Gebiete umgesiedelt. Den zwangsweise Umgesiedelten versuchte man einzureden, dass sie in „die wiedergewonnenen Gebiete“ kommen.

2002 hat Gregor Thum in dem viel beachteten Buch „Die fremde Stadt. Breslau 1945“ die Transformation einer deutschen in eine polnische Stadt am konkreten Beispiel beschrieben. Ihm ging es um die großen Prozesse, die ab 1945 hier abliefen, wie eine Stadt umgestaltet wird, welche rechtliche und administrative Basis der polnische Staat dafür schuf. Thum geht durch die Straßen, sieht Häuser und Haustüren. Karolina Kuszyk aber öffnet diese Haustüren, geht in die Wohnungen, in Stuben und Küchen, hört den Leuten zu. Sie greift dabei auch auf ein Forschungsarchiv des Institut Zachodni (Westinstitut) Posen mit persönlichen Berichten der ersten polnischen Siedler nach 1945 und diverse andere Dokumentationen zurück.

Den polnischen Titel des Buches PONIEMIECKIE könnte man mit Das Nachdeutsche übersetzen. In den Kapiteln Häuser, Plündern, Möbel ist diese Bewegung von außen nach innen schon vorgezeichnet, bis dann das umfangreichste Kapitel Dinge folgt. Die Hausfrauen, die fast ohne Habe 1945/46 in Schlesien und anderswo ankamen, mussten sich einrichten und einen neuen Hausstand organisieren. So kamen ehemals deutsche Tische, Teller, Töpfe wieder in Gebrauch. Und darunter konnte auch mal ein Teller mit einem Hakenkreuz auf der Unterseite oder ein Gefäß mit einer unbekannten Aufschrift sein.

In diesem Kapitel gibt es auch einige Exzerpte, z. B. über die Schutzengelbilder, die seinerzeit bei den Deutschen sehr beliebt waren und die als religiöses Bild gern übernommen wurden. Selbst die Einweckgläser, für viele Polen eine unbekannte Art der Konservierung von Gartenfrüchten, sind der Autorin interessante Überlegungen wert. Sie geht auch auf die Friedhöfe, ein für die Vertriebenen besonders emotionales Thema: Anfangs wurden sie von den Polen nicht beachtet und später in vielen Dörfern und Kleinstädten als eigene Friedhöfe genutzt. Und heute gibt es zahlreiche polnische Initiativen, die sich um den Erhalt und die würdevolle Gestaltung der alten Friedhöfe – egal ob evangelisch, katholisch, jüdisch oder kommunal – bemühen.
Der Stadt Liegnitz wird ein eigenes Kapitel gewidmet, ist dies doch der Heimatort der Autorin. Hier wird der Wandel des Umganges mit dem Nachdeutschen in Westpolen gut nachgezeichnet. Sie zeigt die Arbeit der stadtgeschichtlichen Stiftung „legnica.pl“ wie auch die Sammlung in der Liegnitzer Heimatstube in Wuppertal.

Die Empathie der Autorin gilt den deutschen Vertriebenen ebenso wie den die polnischen Vertriebenen und Neusiedler. Deshalb macht das Buch all denen Mut, die sich für ein herzliches Verhältnis unserer Völker engagieren.

Wiedereinweihung des Denkmals für die Opfer von Krieg, Flucht, Vertreibung und Gewalt in Falkenberg/Elster am 18. April

Falkenberg/Elster war seit 1848 ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt in Mitteldeutschland.

Gleich drei Strecken kreuzten sich hier. Ein einmaliges Bauwerk war das im rechten Winkel gebaute mehrstöckige Bahnhofsgebäude.

Als bei Kriegsende viele Züge mit Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten nicht über Berlin weitergeleitet werden konnten, nahm die Bedeutung von Falkenberg als Eisenbahnknotenpunkt noch zu. Viele Flüchtlinge und Vertriebene blieben für eine kurze Zeit in Falkenberg, um nach den oft tagelangen Zugfahrten wieder mit Essen und Getränken versorgt zu werden.

Am 18. und 19. April 1945 wurde Falkenberg von amerikanischen Bombern angegriffen. Der Bahnhof, die Gleisanlagen und die umgebende Wohnbebauung wurden zerstört. Mehrere 100 Menschen kamen ums Leben, unter ihnen viele Flüchtlinge und Vertriebene. Einige Freiflächen im Ortszentrum lassen immer noch erkennen, dass hier vor 78 Jahren noch Wohnhäuser standen. Die Eisenbahnverbindungen waren dagegen nach wenigen Tagen wiederhergestellt.

2021 bildete sich eine Initiativgruppe von Vertriebenen und historisch Interessierten um Monika Mietsch und Friedhelm Deckert, die an die Bombardierung Falkenbergs und deren Vorgeschichte erinnern wollte. Es wurde verabredet, am Bahnhof in Falkenberg einen Gedenkstein zu errichten. Die Gruppe setzte sich mit dem Bürgermeister, der Sparkasse Elbe-Elster, örtlichen Vereinen, insbesondere dem Eisenbahnmuseum, sowie Vertriebenenverbänden, unter anderem dem Verein
Erinnerung und Begegnung e.V. (EuB), in Verbindung, um sich zu beraten, wie das Vorhaben organisatorisch und finanziell umgesetzt werden könnte.

Es war erstaunlich, dass die Organisatoren fast überall auf Verständnis und Hilfe stießen. Am 5. Oktober 2021 konnte der Gedenkstein, ein 1,80 Meter hoher Sandsteinblock, eingeweiht werden. Er trug die Inschrift:

IN EHRENDEM GEDENKEN DER OPFER VON KRIEG, FLUCHT, VERTREIBBUNG UND GEWALT WIDER DAS VERGESSEN – DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG

Die Gedenkrede hielt der Vizepräsident des BdV, Egon Primas, aus Thüringen. Im Anschluss an die Einweihung wurde in Falkenberg die Ausstellung „Angekommen“ des Zentrums gegen Vertreibungen über die Aufnahme der Vertriebenen in der Bundesrepublik und der DDR gezeigt.

Ähnliche Gedenksteine mit ähnlichen Aufschriften gibt es in vielen deutschen Städten. Sofern sie an einer exponierten Stelle stehen, werden sie von denjenigen, die Gewalt für ein legitimes Mittel der Politik halten, nicht toleriert. Es entspricht ihrem Denken, dass sie nicht den Diskurs suchen, sondern auf die in Stein gemeißelten Friedensappelle mit Gewalt reagieren. Das geschah auch in Falkenberg in der Nacht vom 17. auf den 18. September 2022. Der 11 Monate zuvor errichtete Gedenkstein wurde zerschlagen. Durch diesen aggressiven Akt wurde die Illusion der Initiatoren und vieler Unterstützer zerstört, dass Deutschland aus der Geschichte gelernt hat und Gewalt als Mittel der Politik geächtet bleibt. Die Zerstörung des Denkmals hat den Unterstützern vor Augen geführt, wie wichtig es war, diesen Gedenkstein zu errichten. Sie haben sich sofort entschlossen, einen neuen Gedenkstein zu errichten. Die Zustimmung in der Bevölkerung für die Wiederherstellung war noch größer als für das
erste Mahnmal. Auch der EuB hat sofort reagiert und bei der nächsten Veranstaltung nach der Zerstörung für die Wiederherstellung gesammelt.

Am 18. April, 78 Jahre nach der Bombardierung Falkenbergs, konnte die Initiativgruppe den neuen Gedenkstein in Anwesenheit von Landrat Christian Jaschinski, Bürgermeister Stephan Bawey, MdB Knut Abraham, Thomas Hettwer, Chef der Sparkassen Stiftung Elbe-Elster, sowie weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens aus Falkenberg einweihen. Die Vertriebenenverbände aus Sachsen wurden durch Friedrich Zempel vom EuB und Erwin Galisch von der Landesgruppe Sachsen der Landsmannschaft Schlesien vertreten, die ein Blumengebinde niederlegten.

Von rechts nach links: Rainer Pisk (Initiativgruppe), Thomas Hettwer (Sparkassenstiftung), Friedrich Zempel (Erinnerung und Begegnung e.V.), Erwin Galisch (Landsmannschaft Schlesien), Friedhelm Deckert (Initiativgruppe), zwei Bürger aus Falkenberg, Henry Näpelt (Bundesgruppe Liegnitz)

Friedrich Zempel

Wunden die nicht verheilen

„Die Kindergeneration der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler“

Vortrag von Prof. Dr. Anton Sterbling, Mitglied im Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Begegnung,
Integration – Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen

In Gesprächen mit Betreuern von Flüchtlingen aus der Ukraine hört man immer wieder die leider falsche Annahme, kleine Kinder oder Nachgeborene von Familien, die schweres durchgemacht haben, etwa einen Bombenangriff mit Toten und Verletzten und eine danach folgende dramatische Flucht könnten das alles vergessen, wenn sie gut aufgenommen und gut behandelt werden.

Leider ist diese Annahme falsch. Schwere traumatische Leiderfahrungen prägen sich über Generationen in den sozialen Verhaltensweisen der Eltern aus und können so auf die Kinder und Enkelkinder tradiert werden. Selbst das Erbgut der Mütter wird beeinflusst.

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht hatte vor einigen Jahren Prof. Dr. Anton Sterbling einen Vortrag vor dem Verein „Erinnerung und Begegnung e.V.“ (EuB) gehalten. Der Vortrag war auf außerordentlich großes Interesse gestoßen. Daher veröffentlichen wir einen grundlegenden ungekürzten Aufsatz von Prof. Dr. Sterbling zu diesem Thema hier.

Von rechts nach links: Prof. Dr. Anton Sterbling (Referent), Peter Bien (Diskussionsleiter)

Red.

Christiane Hoffmann

Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters - Alles was wir nicht erinnern (Beck-Verlag)

Wer nach dem erfolgreichen Abschluss eines wissenschaftlichen Studiums bereits mit Ende 20 für die Frankfurter Allgemeine sowie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreiben darf und danach in die Leitung des Hauptstadtbüros des Spiegels aufgerückt, muss nicht nur gut schreiben können, sondern auch fachlich sehr gut sein. Wer zusätzlich journalistische Erfahrungen aus Moskau und Teheran vorweisen kann, gehört zweifellos zu besten seines Berufsstandes.

Die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Frau Christiane Hoffmann, verfügt über diese Voraussetzungen. Normalerweise haben Leute wie sie, keine Zeit für die Familie, noch weniger für das Schicksal der Familien der Eltern. Christiane Hoffmann hat beides. Sie hat mit ihrem Ehemann zwei Töchter großgezogen und engen Kontakt zu ihren Eltern, insbesondere der aus Schlesien stammenden Familie ihres Vaters, gehalten. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie sich im Alter von 53 Jahren, am 22. Januar 2020, aufgemacht, um den Weg zu gehen, den ihre Großmutter mit ihrem damals 9-jährigen Vater bei der Flucht genommen hat. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. Sie beschreibt aber nicht nur den Fluchtweg ihrer Großmutter mit dem Vater, sondern setzt sich auch mit der Bewältigung des Heimatsverlustes ihrer Elterngeneration auseinander. Dabei spielen verschiedene Besuche in dem Heimatdorf ihrer Familie, in dem nun Polen leben, eine Rolle.

Das Buch ist für alle, die unter dem Trauma von Flucht und Vertreibung bleiben ungeheuer lesenswert.

Diejenigen, die für die Vertriebenen bisher kein Verständnis aufgebracht haben, werden nach der Lektüre des Buches die Menschen, die noch immer unter dem Verlust der Heimat bzw. der Heimat ihrer Vorfahren leiden, besser verstehen als nach der Lektüre eines Jahresabos einer Heimatzeitung.

Es ist erstaunlich, vielleicht sogar beschämend, dass bisher kein Mitarbeiter aus den Vertriebenenorganisationen etwas ähnliches veröffentlicht hat.

Die Autorin wurde für das Amt der stellvertretenden Regierungssprecherin von den Grünen vorgeschlagen.

Das Buch über den Fluchtweg ihrer Großmutter sollten viele Mitglieder dieser Partei lesen. Vielleicht verbessert sich dann ihr Verhältnis zu den Vertriebenenverbänden.

Eine ausführlichere Rezension von Dr. Jörg Bernhard Bilke im Deutschen Ostdienst (DOD), dem Nachrichtenmagazin des BdV, können Sie hier herunterladen und lesen.

Red.

Klang der Heimat

Den Mundarten im östlichen Europa gelauscht

Unter diesem Titel hat die Stiftung „Erinnerung, Begegnung, Integration – Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen“ in Zusammenarbeit mit dem „Zentrum für Kultur und Geschichte e.V.“ ein Buch herausgegeben, dass mundartliche Kostproben aus 16 Heimatgebieten der deutschen Aussiedler, Spätaussiedler und Vertriebenen enthält.

Sicherlich wird nicht jeder Besucher dieser Internetseite sich für alle 16 Mundarten interessieren, aber vor jedem mundartlichen Beispiel gibt es einen ausführlichen Vorspann über die Sprache und Kultur des jeweiligen Heimatgebietes. Dieser Vorspann macht das Buch quasi zu einem kleinen Nachschlagewerk über die Heimatgebiete der Deutschen im Osten.

Autoren sind Dr. Lars-Arne Dannenberg und Dr. Matthias Donath, die bereits mit einer ganzen Reihe von Publikationen zu Themen der Aussiedler, Spätaussiedler und Vertriebenen hervorgetreten sind. Andreas Neumann-Nochten hat das Buch illustriert. Es kann zum Preis von 15 € im Buchhandel unter der ISBN 978-3- 944104-57-7 oder direkt beim Via-Regia-Verlag Königsbrück, Am Kunathsberg 28, 01936 Königsbrück, Mailanschrift: „info@via-regia-verlag.de“ oder über die Internetseite „www.via-regia-verlag.de“ bestellt werden. Bei der Bestellung beim Verlag fallen zusätzlich die Portokosten an.

Red.

Schlesier prägten mit ihren Bauten das Bild Deutschlands

Wer einen ausländischen Freund fragt, welche bedeutenden deutschen Gebäude er kennt, dem werden mit Sicherheit fast ausschließlich Gebäude benannt, die Werke schlesischer Baumeister bzw. Architekten sind. Hierzu gehören der Berliner Dom (Raschdorff), Schloss Sanssouci (von Knobelsdorff), das Brandenburger Tor (Langhans), die Friedenskirche in Schweidnitz, die größte Fachwerkkirche der Welt, (von Saebisch). Mit dem Bau des Kölner Doms wurde zwar bereits im Mittelalter begonnen, aber die Vollendung blieb einem schlesischen Baumeister (Zwirner) vorbehalten. Nur der Reichstag, den auch die meisten Ausländer kennen, wurde von keinem Schlesier, sondern dem Rheinländer Paul Wallot gebaut.

Der Baumeister des Berliner Domes, Julius Carl Raschtorff, wurde am 2. Juli vor 200 Jahren in Pless/Oberschlesien geboren. Der Berliner Dom war nicht sein einziges bedeutendes Bauwerk. Seine Arbeiten brachten ihm viele Ehrungen im In- und Ausland ein. U. a. wurde er 1886 Ehrenmitglied des polytechnischen Instituts in Rio de Janeiro. Wolfgang Liebehenschel, leitender Baudirektor a.D., hat über Julius Carl Raschtorf eine Würdigung geschrieben, die Sie hier herunterladen und lesen können.

Red.

Brennende Herzen und blutende Grenzen

Die deutsche Minderheit in Ungarn – Bericht über einen Vortrag von Peter Bien

Auf Einladung des Vereins Erinnerung und Begegnung e.V. (EuB) hielt Herr Peter Bien am 11. März einen Vortrag über die Geschichte der Ungarndeutschen im 20. Jahrhundert. Die Veranstaltung fand außerordentlichen Anklang. Der Vortragsraum in der Geschäftsstelle des Regionalverbandes Dresden des Landesverbandes der Vertriebenen (LVS) war bereits eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn bis auf den letzten Platz gefüllt. Später eintreffende Gäste mussten auf den Fensterbänken
sitzen oder stehen.

Zu den Ehrengästen gehörte die ungarische Konsulin Grácia Pulay-Nikitits aus Berlin und der frühere Bundestagsabgeordnete der Sächsischen Schweiz, Klaus Brähmig.

Der Referent gab zunächst einen Überblick über die Geschichte Ungarns seit der Christianisierung und der Erhebung zum Königreich um das Jahr 1000, die 1526 bei Mohács erlittene vernichtende Niederlage gegen die Osmanen, die 1867erfolgte Wiedererlangung der Selbstständigkeit im Rahmen der Umwandlung Österreichs in die k. u. k. Doppelmonarchie und die Folgen der Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg, durch die Ungarn rund 2/3 seines Staatsgebietes und fast 60 %
seiner Bevölkerung verlor.

Deutsche Siedler waren bereits nach dem Mongolensturm zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Ungarn ansässig geworden, aber größtenteils in der ungarischen Bevölkerung aufgegangen. Nur in Siebenbürgen hatten die deutschen Siedler ihre ethnische Eigenständigkeit bewahrt. Zu einer zweiten Einwanderungswelle kam es, nachdem die Osmanen 1683 vor Wien mit Hilfe polnischer Truppen von Österreich geschlagen worden waren und die Herrschaft über Ungarn etappenweise aufgeben mussten.

Vor dem Ersten Weltkrieg war Ungarn ein Vielvölkerstaat. Nur die Hälfte der rund 20 Million Einwohner waren Ungarn, 10 % waren Deutsche, die vor allen Dingen in der Donauebene lebten.

Daher wurde nach dem Ersten Weltkrieg sogar darüber diskutiert, ob die Ungarndeutschen aufgrund des von Wilson proklamierten Selbstbestimmungsrechts der Völker eine eigene Republik gründen könnten.

In den aufgrund des Diktat-Friedens von Trianon (1920) von Ungarn abzutretenden Gebieten lebte der größte Teil der deutschen Minderheit. Die deutsche Minderheit in Restungarn umfasste nur noch 0,55 Mio. Deutsche.

Im Zweiten Weltkrieg und den nachfolgenden Jahrzehnten wurde Ungarn zunächst zu einem Spielball des nationalsozialistischen Deutschlands und später der UdSSR. Umso erstaunlicher war es, dass Ungarn in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Zuge einer gewissen Liberalisierung wieder ein gutes Verhältnis zu seiner deutschen Minderheit entwickelte. Die Diskriminierungen der Deutschen wurde schrittweise aufgehoben. Deutsch und deutsche Dialekte konnten wieder offiziell
gesprochen und unterrichtet werden. Seit den siebziger Jahren gab es in einigen Schulen sogar deutschsprachige Abteilungen.

1989 war das „paneuropäische Picknick“ an der ungarisch-österreichischen Grenze einer der Auuslöser für den Zusammenbruch des Warschauer Paktes, weil ungarische Grenzsoldaten hunderte Bürger der DDR nicht daran hinderten, nach Österreich zu flüchten.

Auch danach blieb Ungarn bei der Behandlung der deutschen Minderheit vorbildlich, sodass einige gebürtige Ungarndeutsche in die Heimat ihrer Familie zurückkehrten.

Die deutsche Minderheit in Ungarn umfasst nur noch 200.000 Personen. Trotzdem gewährt der ungarische Staat ihr eine „Landesselbstverwaltung“ zu Regelung ihrer kulturellen Angelegenheiten.

Die vertriebenen Deutschen hat Ungarn nicht nur entschädigt, sondern zur Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen einen besonderen Gedenktag eingerichtet, der jährlich am 19. Januar begangen wird.

Von rechts nach links: Grácia Pulay-Nikitits (Konsulin), Friedrich Zempel (Vors. EuB), Peter Bien (Referent), Silvia Koziolek-Beier (stellv. Vors. EuB)

Friedrich Zempel

Fahrt in die alte Heimat

Mein Vater Kurt Nicht verließ 1935 seinen niederschlesischen Heimat- und Geburtstort Wilka bei Seidenberg, um in der Niederlausitz die Tischlerstochter Hildegard zu heiraten.

Im Sommer 1964 gab es erstmals die Möglichkeit für Privatreisen aus der DDR nach Polen. (Zuvor gab es nur Gruppenreise zu ausgesuchten touristischen Zielen wie Warschau, Krakau und die Tatra.)

Man buchte beim Reisebüro der DDR ein vorgegebenes Hotel für eine dreitägige Reise im eigenen PKW. Die Visa-Angelegenheiten erledigte das Reisebüro; die Reise wurde vorab in DDR-Mark bezahlt. So waren meine Eltern Kurt und Hildegard mit den Söhnen Joachim und Wolfgang im Herbst 1964 unterwegs. Über diese Reise gibt ein Tagebuch meiner Mutti.

Den kompletten Artikel können Sie hier nachlesen.

Der Willkür gelassen begegnet: Lebensgeschichte von Jakob Martens neu herausgegeben

Joachim Baadte, Rheinpfalz Kaiserslautern

„Am Ende die Freiheit“ lautet der Titel der Neuerscheinung über die Lebensgeschichte von Jakob Martens. Berthold Kliewer, ehemaliger Leiter des Klassischen Chores der TU Kaiserslautern, hat die Aufzeichnungen seines Onkels jetzt herausgegeben. Ergänzt durch Fotos, Karten und die Darstellung der Zeitumstände ist etwas Lesenswertes entstanden.

Herausgerissen aus der wohlbehüteten Welt einer deutsch-mennonitischen Siedlung in der Ukraine, tritt Martens eine abenteuerliche Flucht an. Die deutschfeindliche Stimmung im Ersten Weltkrieg und die Verfolgung wohlhabender Bauernfamilien im
revolutionären Russland ziehen ihn in einen Strudel willkürlicher Hetzjagd. Er lässt sich in bewundernswerter Weise von den Gefängnissen und Arbeitslagern der entstehenden Sowjetunion nicht unterkriegen. Nach Jahren willkürlicher Drangsalierung in Russland schafft er den Sprung in die südamerikanische Freiheit.

Der 1897 geborene Martens erzählt seinen Lebensweg selbst. Der lakonische Grundton nimmt den Leser unwillkürlich gefangen, weil der von den Zumutungen der Zeitumstände für ihn persönlich nicht viel Aufhebens macht. Er beobachtet sehr
genau und berichtet mit äußerster Sachlichkeit. Dabei wird schnell klar, dass seine Sichtweise durch und durch geprägt ist von den Grundsätzen mennonitischer Lebensauffassung. Deutlich wird dies immer wieder durch die innige Freude an dem
Leben in dieser Gemeinschaft und ihren Festtagen. Eine alles überragende Bedeutung kommt dabei im Denken und Fühlen seinem Verhältnis zur Arbeit zu.

Mit festem Glauben und ohne Zweifel am harten Alltag

Der Grund für die wachsende Sympathie beim Lesen liegt vor allem darin, dass er seine Glaubens- und Lebenseinstellung nicht wie eine Monstranz vor sich herträgt.

Seine Beobachtungen und Formulierungen transportieren wie selbstverständlich sein Lebens- und Arbeitsethos. „Wir sind in der Erntezeit 1915. Mit anbrechender Morgenröte müssen wir bereits aus den Federn und dann geht es bis in den späten
Abend. Es gilt, die Ernte, die gut ausgefallen ist, bei günstigem Wetter einzubringen.

Zum Schlafen bleibt dann freilich wenig Zeit. Und so geht es eine Woche um die andere. (...)“ Die Zumutungen und die Mühen des Alltags sind hier sehr präsent.

Aber in sprachlicher Hinsicht wird auch deutlich, dass dem Erzähler nicht der geringste Zweifel in den Sinn kommt. Und selbstverständlich liegt die mentale Stärke Martens’ begründet in seinem mennonitischen Weltbild. Aber ist es zu weit hergeholt, sich diese Einstellung auch in der heutigen Krisenzeit zum Vorbild zu nehmen? Dabei kommt es nicht in erster Linie darauf an, ob der Glaube zu einer psychischen Stabilität verhilft. Auch die Zuversicht, dass zusammen mit fleißigen und vernünftigen Mitbürgern der Weg aus der Talsohle gelingen kann, hilft schon.

Vorbild für den Leser von heute, um schwere Zeiten zu überstehen

Jakob Martens ist ein bemerkenswert gelassener Mensch. Die Stationen des langen Leidensweges von der Verbannung aus der landwirtschaftlich geprägten Heimat bis hin zu Haft und Arbeitslager im jungen Sowjetstaat beschreibt er so sachlich, dass
der Text fast zum historisch verwertbaren Bericht wird. Er erfährt am eigenen Leib, was Klassenkampf heißt, der zur Befreiung aller Werktätigen führen soll. Als Kulak, als erfolgreich wirtschaftender Landwirt, wird er zum Klassenfeind. Es ist gut zu
verstehen, dass er für jegliche ideologische Verbrämung von Unrecht lediglich seine spezielle Art von Humor übrig hat „Die Tage der großen Oktoberrevolution jähren sich wieder. Auch wir Verbannten müssen mitfeiern. Eisiger Wind aus dem Polargebiet dringt durch alle Poren. Der Redner spricht von den großen Errungenschaften der Oktoberrevolution. Zu unserem Trost erfahren wir, was wir bisher noch nicht wussten. Man hat uns nicht zur Strafe an diesen öden Ort gebracht, sondern zwecks Umerziehung zur klassenlosen Gesellschaft. Moralisch gestärkt kehren wir heilfroh in unsere Zelle zurück.“ Mit dieser Contenance übersteht Martens seinen völlig unverschuldeten Leidensweg und schafft es in ein selbstbestimmtes Leben. Der heutige Leser kann ihn sich als Vorbild nehmen, um in schweren Zeiten nicht den Mut zu verlieren.

Das Buch kann über den Kliewer-Verlag bezogen werden.

Per Mail: info@kliewer-verlag.de oder
Telefonisch: 0631 5 34 96 87

Ab Januar soll es auch über den Buchhandel beziehbar sein.

Subskriptionspreis bis 31.01.2023 ist 19,80 € plus evtl. Versand

Ab 01.02.2023 kostet es 24,80 € plus evtl. Versand.

In Memoriam Michael Gorbatschow

Er war mein Gast

Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine wird in tragischer Weise deutlich, dass Michael Gorbatschow unter den wichtigsten Politikern dieser Welt eine große Ausnahme war. Ich hatte Gelegenheit, ihn einmal persönlich kennen zu lernen. Meine Erinnerung an Michael Gorbatschow und meine Begegnung mit ihm können Sie hier herunterladen.

Friedrich Zempel

Prof. Dr. Lew Kopelew, russischer Dissident; Reinhold Frie, Eigentümer des Hotels Klosterpforte; Michael Gorbatschow
Prof. Dr. Lew Kopelew, russischer Dissident; Reinhold Frie, Eigentümer des Hotels Klosterpforte; Michael Gorbatschow

Erinnerung an den schlesischen Nobelpreisträger Hans-Georg Dehmelt aus Görlitz der vor 100 Jahren geboren wurde

Keine andere deutsche Region hatte bis zum Kriegsende mehr Nobelpreisträger hervorgebracht als Schlesien. Der 12. schlesische Nobelpreisträger, Hans-Georg Dehmelt, wurde vor 100 Jahren in Görlitz geboren. Sein Studium der Physik hatte er noch an der Breslauer Friedrich-Wilhelms-Universität beginnen können. Nach dem Krieg musste er es in Göttingen fortsetzen. Zu seinen Lehrern gehörten mehrere der damals bedeutendsten Physiker weltweit - unter ihnen mit Werner Heisenberg, Max von Laue und Max Planck 3 Nobelpreisträger. Die Leistungen seiner Lehrer waren für ihn ein Ansporn. 1989 wurde er selbst mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Der Görlitzer Wolfgang Liebehenschel hat in einem Beitrag seinen Lebensweg für unsere Internetseite nachgezeichnet. Sie finden seinen Artikel hier.

Red.

Auszeichnung für den verdienten ungarndeutschen Prof. Dr. Heinrich Oppermann

Prof. Dr. Heinrich Oppermann aus Dresden, Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, ist vom Präsidium des BdV unter seinem Vorsitzenden Prof. Dr. Bernd Fabritius die Goldene Ehrennadel des BdV zuerkannt worden. Im Rahmen einer Vortragsveranstaltung mit Prof. Dr. Anton Sterbling am 8. Oktober 2022 wurde die Auszeichnung vom Vorsitzenden des Vereins Erinnerung und Begegnung e. V., Friedrich Zempel, übergeben.

Heinrich Oppermann wurde 1934 im südungarischen Dorf Kaposszekcsö (Sektschi) geboren und 1948 mit seiner Familie nach Sachsen vertrieben. Nachdem er in Dresden Chemie studiert hatte, startete er eine beeindruckende wissenschaftliche Karriere. Trotz politisch bedingter Einschränkungen gehörte er zu den Großen seines Fachgebietes, der Anorganischen Chemie. Ein Höhepunkt seines Wirkens war die Vorbereitung von Experimenten für den ersten Deutschen im Weltall, den Kosmonauten Sigmund Jähn.

Seit seiner Emeritierung befasst sich Heinrich Oppermann intensiv mit der Geschichte und den Traditionen der Ungarndeutschen. Er hat neben hunderten Zeitungsbeiträgen etliche Bücher über seine Heimat veröffentlicht, so u. a. „Die Enkel der Donauschwaben“, „Erinnerungsgarten“, „János und sein Hund: zwei Helden“ und „Jergescher Geschichten: Vertreibung aus dem Paradies“.

Gemeinsam mit dem früheren Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig hat sich Heinrich Oppermann dafür eingesetzt, einen Erinnerungsort für die vertriebenen Ungarndeutschen zu schaffen – mit Erfolg. Im Jahr 2017 konnte vor der „Grauen Kaserne“ in Pirna eine Gedenktafel für die Vertriebenen aus Ungarn eingeweiht werden.

Peter Bien

Einen Artikel aus dem „Deutschen Ostdienst – DOD“ über Prof. Dr. Heinrich Oppermann können Sie hier herunterladen.

Von der Schülerzeitung zum Nobelpreis

Die Aktionsgruppe Banat

Die „Aktionsgruppe Banat“, hervorgegangen aus einem Schülerzirkel am Lyzeum in Sannicolau/Groß-Sanktnikolaus (Rumänien), ist in der Literaturgeschichte zweifellos einmalig.

Neun Gymnasiasten bzw. Studenten der ersten Semester bildeten 1972 eine Autorengruppe, die jenseits staatlicher Zwänge unabhängig literarisch tätig sein wollte. Zu ihnen gehörten in alphabetischer Reihenfolge Albert Bohn, Rolf Bossert, Werner Kremm, Johann Lippet, Gerhard Ortinau, Anton Sterbling, William Totok, Richard Wagner und Ernst Wichner. Die Gruppe stand in Kontakt mit der gleichaltrigen Herta Müller, die 2009 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Kein anderer Schülerzirkel hat jemals so viele bedeutende Literaten hervorgebracht wie die Aktionsgruppe Banat. In diesem Jahr konnte der Gründung vor 50 Jahren gedacht werden. Einen Beitrag über das Treffen der früheren Mitglieder im Heiligenhof in Bad Kissingen können Sie hier herunterladen.

Red.

Wer die Stones hört, braucht keine Polka

Die FAZ erinnert an die Aktionsgruppe Banat

Das Jubiläum der Aktionsgruppe Banat hat auch in der FAZ ihren Niederschlag gefunden. Unter der Überschrift „Wer die Stones hört, braucht keine Polka“ erinnerte Markus Bauer in der FAZ an die Schülergruppe. Hier können Sie den Artikel lesen.

Red.

An die Kindergeneration der Vertriebenen und Aussiedler – Ein Appell

Vor wenigen Wochen hat Prof. Dr. Anton Sterbling, Mitglied im Kuratorium der Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen, in Dresden einen Vortrag über die Kindergeneration der Vertriebenen und Aussiedler gehalten. Im Anschluss an den Vortrag hat er unter Einbeziehung der intensiven Diskussion bei der Vortragsveranstaltung seine Gedanken zu Papier gebracht. Sie beziehen sich in erster Linie auf das Banat, lassen sich aber weitgehend auf alle Heimat- bzw.
Herkunftsgebiete der Vertriebenen und Aussiedler übertragen.

Den Aufsatz von Prof. Dr. Sterbling können Sie hier herunterladen

Red.

Der schlesische Maler Arno Henschel aus Görlitz unangepasst an künstlerischen und politischen Zeitgeist

Die Schaffenszeit von Arno Henschel lag zwischen den beiden Weltkriegen. Es war eine Zeit, in der man sich als Künstler in doppelter Hinsicht bekennen musste – künstlerisch und politisch. Vor einiger Zeit hatten wir auf dieser Seite das Buch
„Jeder schreibt für sich allein – Schriftsteller im Nationalsozialismus“ von Anatol Regnier besprochen, in dem sich der Autor aufgrund umfangreicher Recherchen mit der Anpassung der Literaten an den Nationalsozialismus befasst. In einem – leider
bisher noch nicht geschriebenen – Buch über die Maler im NS-Staat würde Arno Henschel als positives Beispiel Erwähnung finden. Unser Autor Wolfgang Liebehenschel hat sich mit diesem ungewöhnlichen Künstler befasst. Sein „historisches Kurzporträt“ können Sie hier lesen.

Die Älteste Grenze in Europa
Vor 600 Jahren: Der Friedensvertrag vom Melnosee

1422, vor 600 Jahren, wurde der Friede vom Melnosee über die Grenze zwischen Ostpreußen, Litauen und Polen festgelegt. Diese Grenze blieb über 500 Jahre lang, bis 1923, unverändert. Ein Teilstück der Grenze zwischen dem jetzigen russischen Oblast Kaliningrad und Litauen besteht noch heute. Es ist die wahrscheinlich älteste Grenze in Europa. Einen kurzen Artikel über den Frieden vom Melnosee finden Sie hier.

Red.

Die Förderung der Kultur der Vertriebenen und Spätaussiedler ist eine staatliche Aufgabe.

Vor 65 Jahren

Am 22 Juli 1957 trat die Neuregelung des § 96 BVFG in Kraft.

In politischen Gesprächen im Bekanntenkreis oder mit Politikern entsteht häufig der Eindruck, die Förderung der Arbeit der Verbände der Vertriebenen und Spätaussiedler sei ein Gnadenbeweis, der nach Belieben gewährt oder verweigert werden kann. Diese Annahme ist falsch. Bereits das Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (BVFG – Bundesvertriebenengesetz) von 1953 enthielt in § 96 eine Regelung über die Aufgaben des Bundes und der Länder bei der Kulturförderung. Am 22 Juli 1957 wurde diese Vorschrift geringfügig geändert. Seither, seit 65 Jahren, hat sie unverändert den folgenden Wortlaut:

§ 96 Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge und Förderung der wissenschaftlichen Forschung

Bund und Länder haben entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit

das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein

der Vertriebenen und Flüchtlinge,
des gesamten deutschen Volkes
und des Auslandes

zu erhalten,

Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten

sowie Einrichtungen des Kulturschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu
fördern.

Sie haben Wissenschaft und Forschung bei der Erfüllung der Aufgaben, die sich aus der Vertreibung und der Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge ergeben,

sowie die Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern.

Die Bundesregierung berichtet jährlich dem Bundestag über das von ihr Veranlasste. Man muss kein Jurist sein, um bei der Lektüre des Textes zu erkennen, dass durch dieses Gesetz für den Bund und die Länder die Verpflichtung statuiert wird, die Kultur der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern - in eigenen und fremden Einrichtungen sowie durch die Vertriebenen und Flüchtlinge selbst. Bedauerlich ist, dass die Berichtspflicht über das Veranlasste nur der Bundesregierung und nicht den Länderregierungen auferlegt wurde. Dieser Verpflichtung kommt die Bundesregierung regelmäßig nach. Den aktuellen Bericht über die Jahre 2019 und 2020 können Sie hier herunterladen.

Leserbrief betreffend die Kürzung des muttersprachlichen Deutschunterrichts in Polen

Sehr geehrte Redaktion!

Die Mitteilung und der hervorragende Kommentar vom Vorsitzenden der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, Herrn Bernard Gaida, zu dem Thema der Minderung oder Auslöschung des Deutschunterrichts und der schon stillschweigend erfolgten Reduzierung der Deutschstunden pro Woche für Schüler der älteren Jahrgangsstufen der deutschen Minderheit macht einen europäisch und nicht nur nationalistisch denkenden Menschen schon sehr ärgerlich.

Wenn ein polnischer Abgeordneter wie Herr Janusz Kowalski und der Ministerin für Bildung und Wissenschaft, Herr Przemyslaw Czarnek, die deutsche Minderheit durch die drastische Kürzung der Finanzmittel umerziehen oder vielleicht für irgendwelche politischen Differenzen strafen und zu rein polnisch sprechenden Bürgern machen wollen, ist das antieuropäisch und kontraproduktiv für ein verständnisvolles Miteinander. Wie sollen sich dann NATO-verbündete Soldaten in breitem Konsens verständigen und brüderlich bewegen können, wenn das nur über wenige Dolmetscher geht? Wie ist das Würdigen der historischen Kultur und das Begreifen auch von Größe oder Fehler des Nachbarvolkes denkbar, wenn die im eigenen Nationalstaat für vorhandene Minderheit schikaniert wird. –

Ich weiß noch, wie alle meine väterlichen väterlich-seitigen Geschwister und Voreltern in der früheren Preußen Provinz Posen mit ihren polnischen Klassenkameraden/innen auf dem Lande aufwuchsen und sich bestens bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts brieflich verständigen konnten, freundschaftlich und an der Politik vorbei. Es hat nie geschadet – die Freundschaft der Schulkameraden überdauerten den Hitler und den Stalin. Man blieb Polin/Pole und Deutsche/Deutscher. Der umständliche Umweg über eine Drittsprache mit allen möglichen Missverständnissen war nie erforderlich. Insofern ist das Reduzieren der deutschsprachigen Stunden engstirnig und beinahe schon rassistisch. Das sollte – auch angesichts der
augenblicklichen russisch-ukrainischen Krieges – zwecks Förderung der deutsch-polnischen-europäischen Verstehens, auch im Sinne eines progressiven Minderheitenschutzes unbedingt auch von dem oben genannten Abgeordneten Kowalski und dem Minister Czarnek beachtet werden.

Deutschland hat um 1916 geholfen, die polnische Nation aufzubauen! Das möge man nicht übersehen.

Wolfgang Liebehenschel

Naturforscher und Poet zugleich

Erinnerung an Emil Barber der vor 105 Jahren in Görlitz verstarb

Emil Barber, ein schlesischer Lehrer aus Görlitz, ist immer seiner Heimat treu geblieben. Auch ohne höhere akademische Weihen hat er überragende Verdienste um die Erhaltung und Dokumentation des niederschlesischen Dialekts und die Erforschung der Pflanzenkunde in Niederschlesien erworben. Vor 105 Jahren ist er verstorben. Wolfgang Liebehenschel, ein Görlitzer, der sich seit Jahrzehnten von Berlin aus um die Pflege des geistigen Erbes Niederschlesien verdient gemacht hat, erinnert in einem kleinen Beitrag, den Sie hier herunterladen können, an diesen bedeutenden Görlitzer.

Vor 80 Jahren

Der schlesische Widerständler Kurt Steffelbauer wird hingerichtet

Am 21 Mai 1942 wurde der schlesische Widerstandskämpfer Kurt Steffelbauer hingerichtet. Seine Geburtsstadt Görlitz hat ihn bisher leider nicht angemessen gewürdigt. Eine Erinnerung an den entschlossenen Kämpfer gegen das NS-Regime können Sie hier herunterladen.

Was ein junger Deutscher aus Oberschlesien mit der deutschen Sprache verbindet

Ich finde, dass die deutsche Sprache die Mentalität der Deutschen bestens widerspiegelt. Man hört aus den Wörtern die Arbeitsmoral, die Präzision, Gewissenhaftigkeit und Ordentlichkeit heraus. Sie ist etwas ganz Besonderes. Es gibt Wörter, die unübersetzbar sind und in viele andere Sprachen übernommen wurden.

Schadenfreude zum Beispiel. Es ist nicht überraschend, dass die Deutschen dieses unrühmliche Phänomen der Menschen so prägnant festhielten. Menschen auf der ganzen Welt kennen dieses Gefühl, aber die Deutschen waren ehrlich und kreativ
genug, daraus ein Wort zu machen. Sie bringen alles auf den Punkt. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im sprachlichen Ausdruck. Das gefällt mir.

Dennis

„Aus Liebe zu Deutschland – Ein Warnruf“

„Aus Liebe zu Deutschland – Ein Warnruf“ ist der Titel eines Buches, das vor einigen Wochen den Weg in die Buchhandlungen gefunden hat. Wenn man den Titel liest, ist man nicht verwundert, wenn man erfährt, dass der Autor unter Polizeischutz leben muss.

Das Buch befasst sich an keiner Stelle mit Angelegenheiten der Vertriebenen und Spätaussiedler.

Dennoch soll es für Sie besprochen und empfohlen werden. Es ist eine so schonungslose Analyse der politischen Verhältnisse in Deutschland, dass Sie es unbedingt lesen sollten.

Eine etwas eingehendere Rezension können Sie hier herunterladen.

Red.

  • 10 Jahre „Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler Sachsen/Schlesische Lausitz“ (LVS)
  • 30 Jahre Organisationen der Vertriebenen und Spätaussiedler in Sachsen und der Schlesischen Lausitz
  • Wichtige Jahrestage im Jahr 2021

Nach der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung wurden vor 30 Jahren die Organisationen der Vertriebenen und Spätaussiedler in Sachsen gegründet. Vor 10 Jahren entstand der Landesverband der Vertriebenen und Spätaussiedler (LVS).

2021 jährten sich außerdem viele andere für die Vertriebenen und Spätaussiedler wichtige Ereignisse. Beispielsweise die Deportation der Deutschen in Russland im Jahr 1941 und die Deportation der deutschen Minderheit im Banat im Jahr 1951. Diese
Anlässe waren Gegenstand der Festrede von Friedrich Zempel beim Treffen der Chöre der Vertriebenen und Spätaussiedler in Sachsen mit Gästen aus Polen, das am Tag der Deutschen Einheit durchgeführt wurde. Die vollständige Rede können Sie hier herunterladen.

Red.

Deportationen – Literarische Blickwinkel

Hrsg. Albert Bohn und Anton Sterbling
Pop Verlag 2021 - ISBN 978 – 3 – 86356 – 333-2 - Preis: 21 €

Problematische Ereignisse, die uns nicht betreffen verdrängen wir gerne. Wenn von dem Banat gesprochen wird, denkt man zunächst an den Dichter Nikolaus Lenau. Vielleicht erinnern wir uns noch daran, dass die Donauschwaben einst mit den „Ulmer Schachteln“ in ihre neue Heimat aufgebrochen sind. Wer Spätaussiedler aus dem Banat getroffen hat, freute sich, dass sie ein gepflegtes Deutsch sprechen, das in Deutschland bereits ausgestorben ist. Vor allen Dingen die zuletzt genannte Tatsache verleitet zu der irrigen Annahme, den Deutschen in Rumänien sei es immer gut gegangen. Ihre Leiderfahrungen sind bekannt wenig. Die Donauschwaben im Banat wurden zweimal deportiert 1945 und 1951.

Die Herausgeber des Sammelbandes „Deportationen – literarische Blickwinkel“ füllen diese Wissenslücke. Sie haben Gedichte, Erzählungen und Aufsätze von 11 Dichtern bzw. Schriftstellern in einem etwa 300 Seiten starken Buch zusammengefasst. Die Gedichte wecken Empathie und Nachdenklichkeit, so dass die Erzählungen und Aufsätze, die zweifellos auf realen Begebenheiten fußen, bei dem Leser einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Anders als in Zeitzeugenberichten wird das gesamte Geschehen in den Blick genommen. Auch das Leid der Anderen und menschliches Verhalten der mit der Durchführung der Deportation Beauftragten wird erwähnt. In der Geschichte „Der serbische Kaufmann“ wird deutlich, wie ein Mensch - zweifellos kein Heiliger - der sich nur so verhält, wie wir es von jedem Nachbarn erwarten, in einem Strudel aus Egoismus, Nationalismus und Kommunismus mitgerissen und zerstört wird. Besonders interessant ist dieses Buch für alle, die nicht selbst erlebt haben, wie leidvoll das Zusammenleben verschiedener Ethnien werden kann.

Ze.

1951 - Die Kinder erinnern sich

Die Verschleppung der Deutschen aus dem Banat in die Sowjetunion aus der Sicht der Kinder
Erzählberichte

Zu den vielen vergessenen Opfern des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit gehören mehrere 100.000 deutsche Zivilisten, die aus anderen Staaten in die Sowjetunion deportiert wurden. Unter ihnen waren rund 70.000 Deutsche aus Rumänien, davon ca. 33.000 Banater Schwaben. Einige von ihnen wurden kurz nach der Rückkehr in ihre Heimat im Sommer 1951 erneut verschleppt, diesmal in die Baragansteppe.

Das Schicksal der deportierten Banater Schwaben gab Herta Müller Anlass zu ihrem Roman „Atemschaukel“, für den sie den Nobelpreis erhielt.

Jetzt haben Kinder der deportierten Banater ihre Erinnerungen aufgeschrieben, die in einem Erzählband zusammengefasst wurden, den Albert Bohn, Werner Kremm, Peter-Dietmar Leber, Anton Sterbling und Walter Tonta herausgegeben haben.

In dem Buch werden nicht nur die Berichte der Deportierten aus dem Mund der Kinder nacherzählt, sondern die Kinder erzählen auch die Auswirkungen auf ihr Leben.

Verstörend wirkt auf den unbefangenen Leser, dass die brutale menschenverachtende Methode der „Aushebung“ der Deportierten nach dem gleichen Muster erfolgte, mit dem die SS Polen für die Zwangsarbeit in Deutschland „einfing“.

Das Buch kann zum Preis von 18 € bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V., Karwendelstraße 32, 81369 München, Tel.: 089 2355730, bezogen werden.

Red.

Josef Sallanz: Dobrutscha. Deutsche Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer

Hrsg.: Deutsches Kulturforum östliches Europa
ISBN: 978 – 3 – 936168 – 73 – 0

Der Balkan war immer ein Kaleidoskop der Ethnien. Hierzu gehörten auch viele Gebiete mit einer deutschen Minderheit. Allein auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens gab es 6 Regionen mit einer größeren deutschen Minderheit sowie mehrere kleine Siedlungsinseln.

Zu den Regionen mit einer größeren deutschen Minderheit gehörte die Dobrutscha, ein fruchtbares Steppengebiet am schwarzen Meer südlich des Donaudeltas. Im Vergleich mit Siebenbürgen, wo die ersten Deutschen bereits vor 850 Jahren angesiedelt wurden, kamen deutsche Siedler erst relativ spät, vor 180 Jahren, in die Dobrutscha. Hier lebten sie mit vielen anderen Ethnien zusammen. Das Gebiet gehörte damals noch zum osmanischen Reich. Unter den Osmanen genossen sie viele Freiheiten. Als die Dobrutscha 1878 zu Rumänien kam, wurden sie Bürger zweiter Klasse. Sogar der Grunderwerb blieb Rumänen vorbehalten. Die folgenden Jahrzehnte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren für die Deutschen wie für alle Minderheiten auf dem Balkan mit ständigen Zurücksetzungen oder sogar Verfolgungen verbunden. Nachdem die Deutschen aus der Dobrutscha zu Beginn des Zweiten Weltkrieges „Heim ins Reich“ geholt wurden, mussten sie erfahren, dass auch Deutsche für das NS-Regime nur Menschenmaterial waren. Als die Bewohner des Dorfes Malkotsch darauf bestanden, gemeinschaftlich angesiedelt zu werden, wurden sie kurzerhand in ein KZ eingeliefert.

Die Geschichte dieser Minderheit beschreibt Josef Sallanz kenntnisreich und empathisch.

Eine ausführliche Rezension von Prof. Dr. Anton Sterbling können sich hier herunterladen.

Red.

Grundwissen für jedermann

Eine kurz gefasste Geschichte der Deutschen im östlichen Europa

Oft sind wir erschreckt und verärgert, über die mangelnde Kenntnis der Geschichte der Deutschen im und aus dem östlichen Europa. Da wird Siebenbürgen mit Ostpreußen verwechselt, weil man bei Ostpreußen automatisch an Burgen denkt. Mag das noch komisch sein, so ist die Annahme, die Spätaussiedler und Vertriebenen seien nur die zurückgebliebenen Reste von HitlersBesatzungstruppen gewesen, ehrverletzend und diskriminierend.

Völlig unbekannt ist die Tatsache, dass die Deutschen nicht als Eroberer kamen, sondern von den einheimischen Herrschern und Adligen gerufen wurden. Eine Ausnahme bildete nur das Baltikum.

Unbekannt ist auch, dass diese Menschen vielfach kulturelle Traditionen bewahrt haben, die ihre Vorfahren vor Jahrhunderten aus ihren Herkunftsregionen in Westdeutschland mitgebracht hatten.

Trotzdem hatten sie sich in vielen Regionen, insbesondere in den früheren deutschen Ostprovinzen, mit der einheimischen Bevölkerung vermischt und keine Parallelgesellschaften gebildet. Ihre zivilisatorischen und kulturellen Leistungen stehen keineswegs hinter denen im heutigen Deutschland zurück. Einer der größten Philosophen weltweit, der größte deutsche Philosoph war Immanuel Kantaus Königsberg, die erste deutschsprachige Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner aus Prag.

Die landläufige Annahme von der Rückständigkeit Ostmitteleuropas und Osteuropas ist falsch. 1735 wurde die erste Bergschule der Welt in dem von deutschen Bergleuten geprägten Städtchen Schemnitzin der heutigen Slowakei gegründet. Das war keine Ausnahme. Die ersten mitteleuropäischen Universitäten wurden nicht in Leiden und Heidelberg gegründet, sondern in Prag und Krakau.

Es gibt daher viele Gründe, sich ein kleines Grundwissen über die Deutschen im Osten anzueignen.

Winfried Schirotzek hat dieses Grundwissen in seinem Buch „Deutsche im östlichen Europa“ auf rund 130 Seiten zusammengetragen.

Das Buch kann gegen eine Spende von 10 Euro auf das Konto

IBAN DE 10 8505 0100 0232 0101 53

beim Verein Erinnerung und Begegnung e.V. portofrei bestellt werden. Es ist ausreichend, beim Verwendungszweck Ihren Namen und Adresse sowie Schirotzekbuch anzugeben.

Red.

„Bilder meiner Kindheit“,
Mit diesem Buch von H.-D. Haim erreicht man die Jugend

„Die Schüler der Klasse 8 a lauschten gespannt den Worten Hans-Dieter Haims und erlebten sehr anschaulich die Lebensumstände der damaligen Zeit. Besonders hat gefallen, dass der Autor einzelne Szenen aus seinem Leben äußerst lebendig beschrieben hat, sodass sich beim Zuhörer ein besonderes Gefühl der Anteilnahme entwickelte.“

Mit diesen Worten berichtet eine Lehrerin der Oberschule Innenstadt Görlitz über eine Lesung von Prof. Dr. Hans-Dieter Haim aus seinem Buch „Bilder meiner Kindheit – Erinnerungen an Schlesien“.

Ähnliche Erfahrungen haben Mitglieder der Redaktion bei Zeitzeugengesprächen in Schulen in Pirna und Freital ebenfalls gemacht. Den Schülern gefällt, dass der Autor nicht belehren will, sondern nur Erlebnisse schildert, ohne Schlüsse zu ziehen oder moralische Urteile abzugeben. Die Beurteilung überlässt er dem Leser bzw. bei den Hörern. Eine längere Rezension von Peter Börner steht für Sie hier zum Herunterladen bereit.

Das Buch kann bei der Redaktion (friedrich.zempel@t-online.de) bestellt werden. Wir bitten um einen Auslagenersatz von 20 € auf das Vereinskonto IBAN DE 10 8505 0100 0232 0101 53.

Red.

Ein Schlüssel für das Erfolgsgeheimnis?

Am Rande Mitteleuropas

„Am Rande Mitteleuropas“ lautet der Titel eines Buches über das Banat von Prof. Dr. Anton Sterbling, Mitglied des Kuratoriums unserer Stiftung. Es ist ein Bekenntnis zu seiner Heimat, dem Banat als multiethnische Region. Hier hat er bis 1975 gelebt und Elektrotechnik studiert. Dann kam er als Aussiedler in die Bundesrepublik, studierte Sozialwissenschaften und wurde Professor. Obwohl Anton Sterbling sein ganzes Berufsleben als Wissenschaftler gearbeitet hat - über 500 Veröffentlichungen tragen seinen Namen - ist das Buch von den eigenen Erfahrungen des Autors geprägt. Es ist daher gerade für ein breites Publikum lesenswert. Offenbar haben die ersten Studienjahre der Elektrotechnik seine Gedankenführung nachhaltig beeinflusst; denn seine Schriften kann man ohne Benutzung eines Fremdwörterlexikons verstehen.

Innerhalb weniger Jahre hat das in Temeswar im Banat gelegene Nikolaus-Lenau-Gymnasium zwei Nobelpreisträger hervorgebracht. Vielleicht finden Sie in dem Buch von Anton Sterbling einen Schlüssel für das Erfolgsgeheimnis der Deutschen aus dem Banat. Eine ausführliche Rezension von Dr. Jürgen Henkel können Sie hier herunterladen.

d. Red.

Timisoara / Temeswar – europäische Kulturhauptstadt 2021 und ihre deutschen Bezüge

Vor wenigen Wochen elektrisierte eine Meldung ganz Mitteleuropa. Der junge Deutsche Dominik Fritz wurde am 27. Oktober zum Bürgermeister von Timisoara / Temeswar gewählt. Temeswar gehört zu den größten Städten Rumäniens und ist Hauptstadt des Banats, einer der interessantesten Regionen Europas. In den letzten Jahren hat Temeswar mehrfach Furore gemacht. 2009 erhielt Herta Müller den Nobelpreis für Literatur und 2014 Stefan Hell den Nobelpreis für Chemie. Beide Nobelpreisträger gehörten zu der deutschen Minderheit der Banater Schwaben und hatten das Nikolaus-Lenau-Gymnasium in Temeswar besucht, bevor sie mit ihren Familien in die Bundesrepublik ausgesiedelt wurden. Auch der Namensgeber ihrer Schule stammte aus dem Banat. Computerfreaks haben nachgewiesen, dass der Dichter Lenau nach Goethe den umfangreichsten Wortschatz aller deutschsprachigen Dichter hatte. Wer sich mit der deutschen Minderheit im Banat etwas befassen will, dem empfehlen wir den Aufsatz

Mythos Banat

des Mitglieds des Kuratoriums der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration, Prof. Dr. Anton Sterbling, den Sie hier herunterladen können. Wenn Sie über einen breiten Bildschirm verfügen, können Sie eine 4-spaltige Version mit Bildern und Diagrammen hier herunterladen.

f. z.

Erinnerung, Begegnung, Integration

Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen

Unsere Arbeit geht trotz Corona weiter

Spenden Sie für das dauerhaft gesicherte Grundvermögen (nicht für den Verbrauch bestimmt)

Stiftungskonto: IBAN: DE 12 8705 2000 0190 0222 05

Aufruf an die Deutschen aus Russland und den Nachfolgestaaten der UdSSR

Spenden Sie Dokumente, Fotos und Ausstellungsstücke für unsere Erinnerungsstätte in Knappenrode/Hoyerswerda.

In Knappenrode werden wir eine Erinnerungs-, Begegnungs- und außerschulische Bildungsstätte errichten. Für diese Einrichtung suchen wir dringend Erinnerungsstücke der Deutschen aus Russland.

Wir kennen Ihre Geschichte. Wir wissen, dass Sie so gut wie keine Gegenstände aus den früheren Heimatgebieten an der Wolga den vielen anderen Siedlungsgebieten in der früheren UdSSR nach Sachsen mitbringen konnten. Für uns sind aber auch wichtig:

Briefe und sonstige Dokumente, Fotos, Bilder, Bücher und Kleidungsstücke, auch aus der Zeit nach der Entlassung aus der Trudarmee, beispielsweise der Schriftverkehr über ihre Aussiedlung und natürlich auch Gegenstände wie Geschirr und Haushaltsartikel.

Selbst ein paar Stricknadeln sind für uns wichtig, wenn sie mit einer Geschichte verbunden sind. Wenn Sie sich nicht zutrauen, die Geschichten selbst aufzuschreiben, helfen wir Ihnen gerne.

Vor einigen Monaten haben wir von einer Deutschen aus Georgien ein Gesangbuch bekommen. Die Eigentümerin hatte zunächst Bedenken, es uns zu übereignen, weil es schon stark zerfleddert war. Aber gerade dieser Zustand war für uns wichtig; denn er ermöglichte uns, die Geschichte der Familie seiner Eigentümerin zu erzählen. Mit einer druckfrischen Ausgabe hätten wir das nicht tun können. Die Geschichte musste die Eigentümerin nicht selbst aufschreiben. Wir habe sie interviewt.

Sie können sich gerne direkt an die Stiftung der Vertriebenen, Heinrich-Heine-Straße 6A, 02977 Hoyerswerda oder an die Vorsitzenden Ihrer landsmannschaftlichen Gliederung wenden.

Friedrich Zempel

PS. Natürlich sind wir auch an den gleichen Erinnerungsstücken aus den Herkunftsgebieten der anderen Vertriebenen und Spätaussiedlern interessiert.

Tanzkreis Rübezahl aus Deutsch-Paulsdorf bei Görlitz

Im Bild: Das Kinder-und Jugendensemble Sonnenschein des DRZ Leipzig im Plenarsaal des Sächsischen Landtages

Falls es Vorschläge, Hinweise oder Beiträge gibt, bitte wenden Sie sich an das Team über die Kontaktseite. Dort finden sie den Link zum Postfach des Vereins.